Gleich vorweg: wir sind schon wieder in Ziguinchor; zum dritten und aller Voraussicht nach letzten Mal. Mein Versuch, aus Bissau zu posten, ist aufgrund einer unbrauchbaren Internetverbindung fehlgeschlagen. Es hat ziemlich genau eine Stunde (fuer die ich doppelt so viel wie hier bezahlt habe) gebraucht, bis ich mich einloggen konnte, also war nicht mehr wirklich viel Zeit zum Schreiben...
Aber der Reihe nach: wir sind also am dem letzten Bericht folgenden Tag per Buschtaxi Richtung Guinea-Bissau aufgebrochen. An der Grenze war es eigentlich verhaltnismaessig unkompliziert, wir haben nur einmal unsere Rucksaecke ausraeumen muessen. Der Grund dafuer liegt vermutlich darin, dass Guinea-Bissau in den letzten Monaten zu einem zentralen Umschlagplatz fuer kolumbianisches Kokain geworden ist, und man daher sehr misstrauisch gegenueber Menschen ist, die ohne offensichtlichen Grund einreisen wollen.
In Sao Domingos, der ersten Stadt nach der Grenze mussten wir dann erstmal etwa dreieinhalb Stunden warten, bis unser 21sitziger Bus in den entlegenen Ort Varela voll war. Gluecklicherweise hatten wir einen halbwegs neuen Bus und einen guten Fahrer, da die Strasse, oder besser: Piste nach Varela mit Abstand die schlechteste war, die ich je gesehen habe. Wir haben dann aber doch die knapp 40 Kilometer von Sao Domingos nach Varela in beachtlichen dreieinhalb Stunden hingelegt und die Muehe war es mehr als wert: Der Ort liegt voellig isoliert an der Atlantikkueste. Es gibt einen voellig verlassenen, schneeweissen Sandstrand, an dem wir ausser ein paar Kuehen und einigen einheimischen Fischern waehrend unseres Aufenthaltes keine Menschenseele zu Gesicht bekommen haben. Dazu kommt die einzige Unterkunft des Ortes: sie gehoert einem Italiener (Franco) und einer Guineerin mit portugiesischen Wurzeln (glaub ich zumindest...) namens Fatima. Das Zimmer war das bisher beste der ganzen Reise und das Essen war zum Niederknien gut und reichlich (mit so raren Zutatan wie Mozarella). Angesichts dieser Umstande haben wir sofort nach unserer Ankunft beschlossen, nicht wie geplant zwei, sondern drei Naechte in Varela zu verbringen. Und der Aufenthalt war dann auch sehr entspannend: schwimmen, lesen, essen und einfach herumhaengen. Nach diesen drei Tagen scheint jetzt festzustehen, dass ich heuer nicht, so wie letztes Jahr in Mali, acht Kilogramm abnehmen werde.
Von Varela zurueck nach Sao Domingos konnten wir dann im 4WD der einzigen anderen Gaeste unserer Unterkunft mitfahren. Dies war ein Paar, bestehend aus einem Gambier und einer Schweizerin mit zwei Kindern. Von Sao Domingos ging es dann trotz Francos und Fatimas Warnungen, es sei dort sehr gefaehrlich, in einer Kombination aus zwei Buschtaxis und einer Faehre ueber den Cacheu-Fluss (ja, richtig: die Cashew-Nuesse sind nach ihm benannt) nach Bissau. Und die Warnungen erwiesen sich als unbegruendet. Bissau ist eine sehr ruhige, angenehme Stadt. Wir mieteten uns in einer Pension, die einem Schweizer gehoert, ein, der uns dann auch gleich darueber in Kenntnis setzte, dass Franco und Fatima immer unbegruendet ueber Bissau schimpfen wuerden. Wie auch immer: wenn man Senegal, oder noch schlimmer: Mali gewoehnt ist, kommt es durchaus ueberraschend, dass man nicht staendig von Haendlern oder Guides angequatscht wird. Ueberhaupt sind die Leute in Bissau so ziemlich die freundlichsten, die ich je in einer afrikanischen Stadt gesehen habe. Und die Stadt selbst ist durchaus faszinierend: ueberall verfallende portugiesische Kolonialstilbauten (der Kolonialismus hat hier erst Mitte der 70er Jahr sein Ende gefunden), viele huebsche Cafes und Menschen aus aller Herren Laender, die den ganzen Tag in ebendiesen Cafes verbringen und in diskreten Gesprachen und Telephonaten ihren gewiss nicht immer ganz sauberen Geschaeften nachgehen. Dazu kommt am zentralen Platz der Stadt das schaurige Monument des in Truemmern liegenden ehemaligen Praesidentenpalastes, der waehrend des letzten Buergerkrieges zerstoert und seither nicht mehr wiederaufgebaut wurde. In diesem Setting verbrachten wir also eineinhalb Tage und wollten heute zu Mittag eigentlich per Schiff auf die Bissau vorgelagerte Insel Bubaque fahren. Obwohl man uns gestern abend noch glaubhaft versichert hat, das Schiff werde heute um 14 Uhr abfahren, mussten wir heute, als wir mit Sack und Pack am Hafen eintrafen, feststellen, dass es erst irgendwann naechste Woche so weit sein wird. Also geht es uns wie so vielen Reisenden und wir werden es zumindest dieses Mal nicht nach Bubaque schaffen - die Insel hat den Ruf, sehr schwer erreichbar zu sein.
Den heutigen Nachmittag haben wir daher mit der Rueckfahrt von Bissau nach Ziguinchor verbracht, das mittlerweile schon fast wie ein Zuhause fuer uns geworden ist. Morgen endet dann unser Aufenthalt im Sueden und wir werden per Buschtaxi (eigentlich wollten wir ja mit dem Schiff fahren, aber das ist gerade kaputt - kein Glueck mit Schiffen auf dieser Reise...) durch Gambia nach Dakar reisen und von dort im Idealfall gleich weiter nach Saint Louis. So weit der Stand der Dinge. Beste Gruesse in die Heimat und einmal mehr danke fuer das Interesse an diesen Zeilen.
rbsk
Freitag, 24. August 2007
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2 Kommentare:
Schoen, dass ihr es jetzt im zweiten Versuch nach Guinea-Bissau geschafft habt.
Um mir eure Reise etwas besser veranschaulichen zu koennen, habe ich hier versucht eure bisherige Reise auf der Karte nachzuvollziehen. Hat sich als nicht ganz einfach herausgestellt, da z.B. manche Inseln erst gar nicht verzeichnet sind.
Wer etwas Zeit totzuschlagen hat, dem empfehle ich per Satellit ein bisschen Afrika-Stimmung einzufangen. Es teilt wohl nicht jeder meine Begeisterung fuer Satellitenfotos und es kann sicher nicht mit dem vor-Ort-Erleben mithalten -- aber man kann es zumindest gemuetlich von zu Hause machen, ohne jegliche Strapazen auf sich nehmen zu muessen.
Danke fuer die Karte. Google Maps erweist sich doch immer wieder als praktisches Tool...
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